Für jeden Buchstaben des Alphabets ein Tier mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben auszusuchen, ist seit jeher ein in ABC-Büchern angewandtes Prinzip. Jana Wilsky verzichtet allerdings darauf, den Namen des Tieres zu schreiben, und sie spielt ebenso charmant wie einfallsreich mit den Buchstaben selbst. So hält man gleichzeitig eine kleine Schule der Typografie in den Händen, denn jeder Buchstabe erscheint in ganz unterschiedlicher Schrift. Mal bildet das S in zigfacher Ausführung das Spinnennetz, dann wiederum balanciert das Nashorn acht Ns auf seiner Nasenspitze oder das U bei Uhu erscheint wie der Ton aus dem Schnabel des Tieres. Die junge, vielseitige Künstlerin bereichert das bekannte Prinzip mit ihrer traumwandlerischen, fantasievollen und zugleich dezenten Art, die Tiere des Alphabets zu präsentieren. Auch farblich - auf beigem Hintergrund mit schwarzer Feder und blauer Tusche - bietet es einen reizvollen Kontrapunkt zu schrillen, effekthascherischen Bilderbüchern. Einzig und allein stellt sich die Frage, ob es der Form des Pappbilderbuches bedarf? Sicher werden auch kleine Kinder mit Gewinn die Tiere benennen, und so deren Namen auszusprechen lernen. Aber gerade für SchulanfängerInnen bietet dieses herausragende ABC-Buch doch eine künstlerische Einführung in die Welt der Buchstaben, und es wäre jammerschade, wenn nur größere Geschwister Gelegenheit haben, dieses Kleinod für sich zu entdecken! *ag* Antje Ehmann