Watteweiche Wundertütenwolkenwelt - elf illustrierte Miniaturgeschichten, die durch die Magie der Sprache, der Fantasie und der Farben verzaubern. (ab 4) (JD) Heute fand ich ein kleines Wunder auf meinem Schreibtisch. Was denn? Dieses Buch. Bereits das Titelbild verführt zum Staunen, Unglaubliches begegnet dem Auge des Betrachters: Ein flamingorosa Wolkenluftballon lädt zum Abheben und Geschichtenerfinden ein. Inmitten einer im Irgendwo angesiedelten, stadtgrauen Wohnanlage - der Rasen gleicht einem Teppich, am kobaltblauen Himmel steht stumm und reglos eine kleine Sonne oder ist es bereits der Mond? - erobern ein Mädchen und ein Junge das einzige natürliche Refugium, einen Baum. Während das Mädchen mit wippenden Beinen beschwingt in der knallroten Holzschaukel sitzt und der Bub munter in den Baumästen hochklettert, beginnen die beiden in dieser schwerelosen, kaum in Raum und Zeit verankerten Umgebung mit einem fantasievollen Frage-und Antwortspiel. Wissen Sie, was passiert, wenn eine Orange ins Meer fällt oder der Wind sich verliebt? Wer möchte nicht gerne mit einem Gorilla Hausaufgaben machen, nachts dem Trompetenspiel der Fische lauschen, Ehrengast in einem Schneckenhaus sein oder eine Wolke in seinem Bett vorfinden? Die in Berlin lebende französische Illustratorin bettet die nussschalengroßen, hauchzarten Wundertütensätze der elf Miniaturgeschichten von Heinz Janisch in eine Bilder-Rahmenhandlung ein. Ganz langsam, behutsam taucht man mit den ersten beiden Doppelbildern in die Geschichte ab - erst dann setzt der Text ein. Isabel Pins surreale, sparsame Bilder mit dem filigranen Pinselstrich atmen Seele, sie gewähren Einblicke in eine innere Welt und zeigen oft nur kleine Ausschnitte des Geschehens vor großen farbigen Flächen im Hintergrund. Ungewohnte Blickwinkel - u.a. durch die Beine eines Elefanten - eröffnen neue Perspektiven, nach dem Hund vom Cover darf gesucht werden. Was alles passieren kann, wenn man nur die richtigen Fragen stellt: Verblüffende Antworten auf erstaunliche Fragen zu rätselhaften Ereignissen findet der österreichische, oftmals ausgezeichnete Autor Heinz Janisch in seinem unverwechselbaren Ton. Wort und Bild lassen viel Spielraum für die eigene Fantasie, vieles wird nur angedeutet. Jede Miniatur wartet mit Überraschungen auf, gespannt und voller Neugierde blättert man auf das nächste Doppelblatt, um eine neue Welt zu entdecken und in ein weiteres Abenteuer aufbrechen zu können. Jede Geschichte überrascht mit einer originellen Pointe, der eine skurrile Begebenheit und eine ungewöhnliche Frage vorausgehen. Man kann das Buch in seiner feinen, humorvollen Poesie, seinem stillen Ton einfach genießen und in den satten Farbtönen von flamingorosa bis maiwiesengrün und den liebevollen Details versinken oder es als Ausgangspunkt für eigene Gedankenreisen und Sprachspielereien wählen. Anregend für die kindliche Fantasie und für alle, die Kind geblieben sind. Der optimale Leseplatz für dieses zum Staunen, Träumen und Fabulieren verführende Bilderbuch ist eine gemütliche Astgabel im Lieblingsbaum, am besten mit einem Lebensmenschen an seiner Seite! *bn* Elisabeth Zehetmayer