Ella Blix, das sind Antje Wagner und Tanja Witte, verschränkt zu einer neuen Stimme im Jugendbuchuniversum, oder wie es der Klappentext ausdrückt: „ELLA BLIX ist die Essenz dieser beiden Autorinnen: Realismus trifft auf Mystik, authentische Charaktere auf Spannung und Sprachspiel auf Humor.“ Ihr erster gemeinsamer Jugendroman, „Der Schein“, wartet mit einzigartiger Ostseemystik auf und vielen Dingen, die nicht so sind, wie sie auf den ersten vorschnellen Blick zu sein scheinen. Die 16-jährige Alina muss für ein halbes Jahr von Berlin ins Internat Hoge Zand auf der Ostsee-Insel Griffiun ziehen, weil ihr Vater auf der anderen Seite der Welt Darmbakterien erforschen will. Das heißt sechs Monate ohne ihre beste Freundin Pinar, ohne ihren geliebten Lukas und zu Alinas Grauen auch ohne Handy-Empfang. Und das mitten unter sicherlich arroganten Eliteschüler*innen auf einer schnarchigen Insel im Nirgendwo. Das einzig Spannende scheint das Naturschutzgebiet hinter dem Schulgebäude zu sein, zu dem der Zutritt strengstens verboten ist ... Was anfangs anmutet wie ein Internatsroman im Geiste Enid Blytons, entpuppt sich schnell als eine komplexe Mysterygeschichte, die sich gegen eine eindeutige Genre-Zuordnung sperrt. Überschattet von Alinas unverarbeiteter Trauer um ihre verschwundene Mutter und angestoßen von ihrer Begegnung mit der geheimnisvollen Camperin Tinka, entspinnt sich ein schimmerndes Netz aus Geheimnissen und Vorahnungen entlang eines Spannungsbogens, der bis zu den letzten Seiten stetig steigt. Inmitten von gefährlichen Ur-Rindern, Geisterschiffen, geheimen Zimmern und einer Menge Figuren, die aus allen Rastern fallen, muss sich die anfangs noch in Schubladen denkende Protagonistin neu sortieren und sowohl das Geheimnis von Griffiun, als auch das ihrer eigenen Familie lösen. Dabei bedienen sich die Autorinnen nicht nur eines rasantes Erzähltempos, sondern auch immer wieder amüsanter Situationskomik, die das Buch zu einer kurzweiligen und fesselnden Lektüre machen. Wer Antje Wagners Mysteryromane schätzt, wird sich liebend gern in diesen ostseeischen Spannungsstrudel ziehen lassen und dort hinter jedem Inselgestrüpp Tania Wittes Gespür für liebenswerte, einzigartige Figuren und besondere Sprachspielereien entdecken, das auch schon ihre Trilogie für erwachsene Leser*innen ausgezeichnet hat. Das originelle Wende-Cover der Hardcover-Ausgabe ist das i-Tüpfelchen auf diesem rundum gelungenen Jugendroman, den man, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen will.